Der Landtag blamiert sich

Am 18. November 2015 war der mittendrin e.V. gemeinsam mit anderen Experten in den Landtag eingeladen: zur Anhörung über das geplante Inklusionsstärkungsgesetz für Nordrhein-Westfalen.

Doch schneller als erwartet waren unsere Leute wieder auf dem Heimweg. Anhörung abgebrochen und verschoben – weil der Landtag bei der Planung der Anhörung nicht genug auf die Barrierefreiheit geachtet hat.

Ausgerechnet bei einer Anhörung zum Thema Inklusion! Die Vertreter von drei Gehörlosenverbänden protestierten, weil kein Gebärdendolmetscher vor Ort war – und sie buchstäblich kein Wort von der Anhörung verstehen konnten. Dumm gelaufen...

Dem Versuch der Anhörungs-Leitung, die Veranstaltung trotz der Proteste planmäßig durchzuziehen, machte eine Abgeordnete der Piraten ein Ende, mit der Bitte um Abstimmung ob die Anhörung unter diesen Voraussetzungen nicht besser abgebrochen werden sollte. Was dann geschah.

Später verlautete aus dem Landtag man habe zwar selbstverständlich Dolmetscher engagieren wollen, aber leider für diesen Termin keine mehr gefunden. Offenbar fehlt dem Landtag des Landes NRW die Praxiserfahrung aller Gehörlosen, dass Gebärdendolmetscher so rar sind, dass es immer schwierig ist welche zu bekommen, schon gar kurzfristig. Das Recht auf Gebärdendolmetscher, das ausgerechnet das im Mittelpunkt der Anhörung stehende Inklusionsstärkungsgesetz schaffen will, könnte schon deshalb auf Jahre hinaus ein rein theoretisches Recht bleiben.

Ob die Abgeordneten bei ihrem unfreiwilligen Anschauungsunterricht diese Lektion gelernt haben? Schöne Berichterstattung dazu im zeit-online-blog und WDR.

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