In Baden-Württemberg ist wieder Wahlkampf. Schlechte Zeiten für vernünftige Schulpolitik... Die zaghaften pädagogischen Lockerungsübungen der Kretschmann-Regierung will die CDU bei einem Wahlsieg am 13. März unbedingt wieder zurückdrehen. Landauf landab wird von den Christlichen nun gegen den angeblichen schulischen "Einheitsbrei" trompetet - um zu provozieren und besonders traditionsverhaftete Wähler zu mobilisieren.
Vor allem die Qualität der neuen Gemeinschaftsschulen - der wesentlichen Träger erster inklusiver Klassen im Ländle - ist jetzt aus Wahlkampfkalkül in Gefahr: Oberstufe abschaffen, getrennte Bildungsgänge vorschreiben, finanziell austrocknen... So steht es im Wahlprogramm der CDU (siehe unten). Irgendjemand muss der CDU ins Gewissen reden: Gute Bildung darf kein Opfer des Wahlkampfs werden! Unterschreibt die Petition für gute Gemeinschaftsschulen! Online oder mit Unterschriftenlisten, die man auf der Petitionsseite herunterladen kann.
Und hier lesen Sie die CDU im O-Ton ihres Wahlprogramms:
"32. Die Gemeinschaftsschule ist gescheitert
Eine Schule, in der alle Kinder vom Sonderschüler bis zum Hochbegabten in einer Gruppe unterrichtet werden, in der Lehrer nur noch Lernbegleiter sind, eine Schule ohne Noten und ohne „Sitzenbleiben“ ist völlig überfrachtet und schnell überfordert.
Wir werden keine neuen Gemeinschaftsschulen einrichten, aber auch die bestehenden 271 Gemeinschaftsschulen nicht schließen. Wir wollen diesen Gemeinschaftsschulen anbieten, sich weiterzuentwickeln und mit leistungsdifferenzierten Bildungsgängen zu arbeiten. Die finanzielle Überprivilegierung der Gemeinschaftsschule werden wir zurückführen. Wir wollen eine gerechte Balance bei der Ressourcenverteilung, so dass keine Schulart mehr bevorzugt oder benachteiligt ist. Es soll ein fairer Wettbewerb um die beste Unterrichtsqualität möglich sein. Wir werden
• an den bestehenden Gemeinschaftsschulen Klassen mit ähnlich leistungsstarken Schülerinnen und Schülern einrichten,
• die Leistungen wieder mit Noten bewerten,
• den Schülern eine Chance geben, die Klasse zu wiederholen, Gemeinsam. Zukunft. Schaffen.
• Freiheit im pädagogischen Konzept eröffnen: Methodenmix im Unterricht und äußere Leistungsdifferenzierung,
• ein flexibles Angebot schaffen, statt einer verpflichtenden Ganztagsschule für alle,
• an den Gemeinschaftsschulen keine Oberstufe einrichten,
• den reibungslosen Anschluss an das berufliche Gymnasium garantieren,
• eine gerechte Balance in der Stundenzuweisung für alle Schularten und gleiche Rahmenbedingungen für Inklusion und Ganztagsangebot. Hierzu gehört auch die Gleichbehandlung bei Zuschüssen für den Schulhausbau."
Und die Pläne zur Inklusion findet man im CDU-Wahlprogramm übrigens im Kapitel Sonderschulen...
"34. Sonderschulen - Inklusion am Kindeswohl orientieren
Die CDU bekennt sich klar zum Ziel der Inklusion. Vom gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung können alle profitieren. Die schulische Inklusion ist darüber hinaus ein wichtiger Beitrag für ein gleichberechtigtes Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Grün- Rot hat hier große und zum Teil unrealistische Erwartungen geweckt. Ohne ausreichende Vorbereitung hat Grün-Rot die Inklusion zum Schuljahr 2015/16 gesetzlich verankert. Bei Eltern und Kindern, Schulen, Stadt- und Landkreisen ist dadurch erhebliche Verunsicherung entstanden.
Für die CDU steht bei der Inklusion das Wohl des einzelnen Kindes im Mittelpunkt. Während für manche Kinder der Besuch einer allgemeinen Schule ein guter Weg ist, können andere Kinder auf einer Sonderschule besser gefördert werden. Wir wollen deshalb gleichberechtigte Wege eröffnen, zwischen denen die Eltern im Rahmen des Möglichen wählen können: die Inklusion an einer allgemeinen Schule, den Besuch einer Außenklasse oder den Besuch einer Sonderschule. Wir wollen den Eltern ein Wahlrecht zwischen diesen verschiedenen gleichwertigen Wegen geben. Dazu gehören eine gute, transparente und offene Beratung in den Bildungswegekonferenzen, die Unterstützung durch Elternlotsen sowie die Schaffung eines Landesombudsmanns. Die Beratung der Eltern berücksichtigt die Gegebenheit an den Schulen vor Ort.
Inklusion ist nur dann gegenüber Kindern, Eltern und Lehrkräften verantwortbar, wenn auch die Voraussetzungen gegeben sind. Inklusion ist Aufgabe aller Schulen und Schularten. In der Grundschule und der Sekundarstufe können Kinder mit Behinderung auch dann vom gemeinsamen Unterricht profitieren, wenn sie das Bildungsziel nicht erreichen können. Um eine optimale Förderung sicherzustellen, soll Inklusion dabei in Gruppen von mehreren Kindern und möglichst mit gleicher Art der Behinderung umgesetzt werden. Nach wie vor entscheiden sich mehr als zwei Drittel der Eltern von Kindern mit Behinderung für den Besuch einer Sonderschule. Das bewährte und differenzierte System der Sonderschulen muss deshalb erhalten bleiben. Auch die Außenklassen von Sonderschulen an allgemeinen Schulen werden von vielen Eltern als optimaler Weg gesehen und erfahren immer größeren Zuspruch.
Wir werden
• den erfolgreichen Weg der Inklusion als gleichwertiges Angebot stärken und weiterentwickeln,
• die hohe Qualität der sonderpädagogischen Förderung an den allgemeinen Schulen garantieren sowie die personellen, sächlichen und räumlichen Voraussetzungen dafür schaffen,
• das Zwei-Pädagogen-Prinzip an der Regelschule anstreben, nach dem die Lehrkraft der allgemeinen Schule durch eine sonderpädagogische Fachlehrkraft in der Klasse unterstützt wird,
• die Lehrerinnen und Lehrer an den allgemeinen Schulen in Aus- und Fortbildung auf die Herausforderungen der Inklusion vorbereiten,
• gemeinsam mit den Gemeinden, Stadt- und Landkreisen die Voraussetzungen bei Sachaus630 stattung, Umbau und Schülerbeförderung schaffen,
• die Aufgaben und Qualifizierung der Schulbegleitung regeln und die Steuerung und Finanzierung dauerhaft lösen."