Inklusion: abgelehnt!

Das nordrhein-westfälische Modell der Gemeinschaftsschulen bleibt in Sachen Inklusion eine Enttäuschung. Unter den 17 Gemeinschaftsschulen, deren Genehmigung das Schulministerium heute angekündigt hat,

wollen nur 7 auch Jugendliche mit Behinderung aufnehmen. Die Anträge von zwei weiteren Schulen wurden abgelehnt. Darunter bekam ausgerechnet eine Schule vom Schulministerium das Aus, die in sämtliche Klassen Jugendliche mit Behinderung aufnehmen wollte: Die bisherige Montessori-Hauptschule Rochusstraße in Köln.

Mit welcher Begründung der Schule die Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule abgelehnt wurde, ist noch nicht bekannt. "Es steht zu befürchten, dass der Schule aus rein formalen Gründen die Anerkennung als Gemeinschaftsschule verweigert wird", sagt die Vorsitzende des Kölner Elternvereins mittendrin e.V. , Eva-Maria Thoms. "Damit wischt das Schulministerium ein für die Inklusion wegweisendes Schulprojekt vom Tisch, das die Lehrerinnen und Lehrer der Montessori-Hauptschule in wochenlanger Arbeit unter höchstem Zeitdruck in beeindruckender Qualität entwickelt haben."

In Köln fehlen damit zum kommenden Schuljahr 15 dringend benötigte Schulplätze für Jugendliche mit Behinderung. Allein der mittendrin e.V. berät mehrere Familien, die fest damit gerechnet hatten, dass ihre behinderten Kinder im Sommer von der neuen Gemeinschaftsschule Rochusstraße aufgenommen werden. "Wir würden uns freuen, wenn Schulministerin Sylvia Löhrmann uns sagen würde, wo die Plätze für diese Kinder jetzt herkommen sollen", sagt Eva-Maria Thoms.

Auch die Stadt Köln ist sehr enttäuscht, dass ihr ausgerechnet die Gemeinschaftsschule im linksrheinischen Teil der Stadt abgelehnt wurde, der bisher kaum Integrationsplätze in der Sekundarstufe vorweisen kann. "Die Entscheidung des Landes gegen die Gründung einer Gemeinschaftsschule in der Rochusstraße ist mir jedoch unverständlich, da nicht nur ein überzeugendes pädagogisches Konzept vorliegt, sondern aus meiner Sicht alle grundlegenden Vorgaben für die Genehmigung auch für diesen Standort erfüllt sind.", wird der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters in der Pressemitteilung der Stadt zitiert.

Die Kölner Schuldezernentin Dr. Agnes Klein will die Entscheidung des Schulministeriums denn auch nicht einfach hinnehmen: „Wir werden genau hinterfragen, welche Ablehnungsgründe vorgebracht werden. Mit diesen werden wir uns kritisch auseinandersetzen und das Gespräch mit dem Ministerium suchen, mit dem Ziel, dass die Landesregierung ihre Entscheidung nochmals überdenkt."

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