Ergebnis der Umfrage: Zufrieden an der Förderschule?

Gemeinsam mit der Landeselternschaft der Förderschulen GG und KME haben wir gefragt: Wie zufrieden sind Eltern in NRW mit der Förderschule? Und warum haben sie ihr Kind dort angemeldet? Hier sind die Ergebnisse:

 

Die Pressemitteilung zu den Ergebnissen der Umfrage finden Sie als pdf hier

Die gesamten Ergebnisse der Umfrage in Zahlen und Grafiken finden Sie hier

Die Antworten der Eltern, warum Ihr Kind von der inklusiven Schule auf die Förderschule gewechselt ist, finden Sie hier

Die Antworten der Eltern, warum sie ihr Kind in die inklusive Schule umschulen möchten, finden Sie hier

Die Antworten im Feld “Was ich noch mitteilen möchte” finden Sie hier

 

Pressemitteilung 5.9. 2024:

Wie zufrieden sind Eltern mit der Förderschule und warum melden sie ihr Kind dort an?
Erste Umfrage liefert differenzierte Ergebnisse.

In einer Umfrage, die die Landeselternschaft der Förderschulen GE und KME in NRW gemeinsam mit mittendrin e.V. aufgelegt hat, wurden zum ersten Mal Eltern von Förderschulkindern in NRW zur Zufriedenheit und zur Schulwahl befragt. Über 2300 Eltern haben sich beteiligt und differenziert geäußert.

Förderschulen

73 % der Eltern äußern sich in der Umfrage mit ihrer Förderschule sehr zufrieden oder zufrieden (5 oder 4 Sterne bei der Gesamtzufriedenheit). 15 % sind unentschieden (3 Sterne). 12 % sind unzufrieden oder sehr unzufrieden (2 oder 1 Stern). Die durchschnittliche Gesamtzufriedenheit beträgt 4,0 Sterne (zufrieden).

Gefragt nach der Zufriedenheit mit den einzelnen Leistungen an der Förderschule, sind die Eltern überdurchschnittlich zufrieden mit dem guten Verhältnis zu den Lehrkräften (durchschnittlich 4,2 Sterne), mit der Schulbegleitung (4,2) und der Verlässlichkeit der Schul- und Unterrichtszeiten (4,1). Mäßig zufrieden äußern sie sich zum Lernangebot (3,8), zur Information über den Unterricht (3,7), zum Lernfortschritt des Kindes (3,7) und zum Therapieangebot an der Förderschule (3,5).

15 % der Eltern überlegen, ihr Kind an eine inklusive Schule wechseln zu lassen. Dabei gibt es aus Sicht von 11 % keine inklusive Schule, die den Bedürfnissen ihres Kindes gerecht wird. Demgegenüber überlegen 83 % der Eltern nicht, ihr Kind an eine inklusive Schule wechseln zu lassen.

Die Eltern wählen durchschnittlich knapp fünf verschiedene Gründe aus, warum sie ihr Kind an einer Förderschule angemeldet haben: An der Förderschule gibt es kleinere Klassen und mehr Lehrkräfte (72 %). Ihr Kind würde in der allgemeinen Schule beim Lernstoff nicht „mitkommen“ (66 %). Darüber hinaus begründen 46 % der Eltern ihre Wahl der Förderschule damit, dass sie überzeugt sind, dass die Förderschule grundsätzlich die bessere Schulform für Kinder mit Behinderung ist. 42 % kreuzen als Anmeldegrund an, dass ihnen empfohlen worden sei, die Förderschule zu wählen. Oft genannt wird auch die therapeutische Versorgung (41 %) und der Schülerspezialverkehr (38 %).

Rückmeldungen zu inklusiven Schulen

18 % der Eltern geben an, dass ihr Kind vor der Förderschule eine inklusive Schule besucht hat. Sie kennen also beide Schulformen.

Im entsprechenden Kommentarfeld geben diese Eltern am häufigsten an, dass die inklusive Schule zu wenig förderpädagogische Ressourcen hatte oder überfordert war, dass das Kind wenig lernte oder es lediglich „verwahrt“ wurde. Aber auch zu große Klassen, soziale Probleme und Ausgrenzung oder das Fehlen einer geeigneten weiterführenden inklusiven Schule werden häufig genannt.

15 % der Eltern überlegen, ihr Kind an eine inklusive Schule wechseln zu lassen, sehen aber in den meisten Fällen keine geeignete Schule.

Diese Eltern geben im entsprechenden Kommentarfeld sehr häufig an, dass sie sich mehr soziale Kontakte mit Kindern ohne Beeinträchtigung wünschen und keine strukturelle Ausgrenzung. Ebenfalls sehr häufig sehen sie ihre Kinder in der Förderschule unterfordert und erhoffen eine bessere Förderung in einer inklusiven Schule und einen besseren Schulabschluss.

Bewertung

Bernd Klagge, Vorsitzender der Landeselternschaft der Förderschulen GE und KME in NRW: „Die große Mehrheit der Eltern der Förderschulkinder sind sehr zufrieden oder zufrieden mit den Förderschulen in NRW. Sie geben ein eindeutiges Plädoyer für die Förderschule ab. Daher ist das bewährte System der Förderschulen nicht anzutasten und mit den notwendigen Ressourcen auszustatten. Handlungsbedarf gibt es bei den Therapieangeboten und, wie wir aus anderen Umfragen wissen, wegen fehlender Ferienbetreuung und systematischem Unterrichtsausfall an vielen Schulen. Inklusive Schulen müssen attraktiver für Kinder mit Beeinträchtigung werden, jedoch nicht auf Kosten der Förderschulen.“

Eva-Maria Thoms, Vorsitzende des Elternvereins mittendrin e.V.: „Vor allem die angegebenen Gründe für die Anmeldung an der Förderschule zeigen, dass Eltern vieler Kinder mit Behinderung selbst 10 Jahre nach Verankerung der Inklusion im Schulgesetz immer noch kein inklusives Schulangebot vorfinden, das ihre Kinder wirklich einbezieht. Es fehlt an Ressourcen und es fehlt an einer Schul- und Unterrichtsentwicklung, die die Lernbedürfnisse von Schüler*innen mit Behinderung mitdenkt. Es ist höchste Zeit, dass die Landesregierung endlich planvoll und strukturiert daran arbeitet, inklusive Bildung in guter Qualität in die Fläche zu bringen. Wo bleibt der im Koalitionsvertrag angekündigte Aktionsplan?“ 

Die Umfrage „Wie zufrieden sind Sie an der Förderschule?“ wurde von der Landeselternschaft und mittendrin im Frühjahr 2024 als offene Online-Umfrage in einem nicht-wissenschaftlichen Kontext durchgeführt. Detaillierte Ergebnisse sind im Anhang bzw. auf unseren Webseiten dokumentiert.

Kontaktpersonen

Bernd Klagge, Landeselternschaft der Förderschulen mit den Schwerpunkten Geistige Entwicklung und Körperliche und Motorische Entwicklung in NRW. vorstand@eltern-ge-kme-nrw.de – www.eltern-ge-kme-nrw.de – 0151 5017 1239

Eva-Maria Thoms, Elternverein mittendrin e.V., thoms@mittendrin-koeln.de – www.mittendrin-koeln.de – 0176 3428 2900

 

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