Wir feiern 15 Jahre mittendrin e.V.

Wir feiern #15Jahremittendrin! Was passiert, wenn eine Handvoll Eltern die Gesellschaft für ihre Kinder mit Behinderung verändern will? In unserer kleinen Online-Jubiläums-Kampagne erzählen wir euch in unserem Geburtstags-Monat November jeden Tag eine Geschichte: mit wichtigen Meilensteinen der Bewegung, Erzählungen von Menschen, deren Leben die Inklusion geprägt hat – und Lobhudeleien von langjährigen Wegbegleiter*innen unserer Arbeit. Kinder, was haben wir geschafft! 

Inklusion & Ich von Anna Lingscheid und David Reinle

David ist an seinem letzten Schultag gestorben. 

Er kam 2002 mit einem Herzfehler zur Welt. Eine Operation war unumgänglich, aber er sollte nach dem ersten Lebensjahr so weit gesund werden, dass er ein normales Leben würde führen können. Es kam leider anders und ein Herzstillstand von 10 Minuten zerstörte einen beträchtlichen Teil seines Gehirns. David konnte nicht sprechen, auch nicht mit irgendeiner Form der Unterstützten Kommunikation kommunizieren, er konnte nicht laufen, hatte eine zentrale Blindheit, schwerste Spastiken... 

David hat seine gesamte Kindergarten- und Schulzeit in der Inklusion verbracht. 

„Was soll das, ein Kind wie David auf die Regelschule zu schicken?“, fragen viele Menschen. 

Ich möchte Davids ehemaligen Mitschüler*innen und Lehrer*innen die Antwort überlassen. Hier ein paar Zitate aus den Briefen, die ich nach Davids Tod erhalten habe: 

„Wenn es still war, da kam ja meistens dein großer Einsatz und dann mussten wieder alle lachen. Das gefiel dir am besten. Uns auch.“ 

„Die Erinnerung an dich ist schön und tut gut. Du hast meinen Alltag im allerbesten Sinne häufig durchbrochen und deine Klasse mit unsichtbaren Fäden umspannt.“ 

„David weiß sehr viel über mich, ich habe ihm immer alles erzählt. Und von ihm und auch mit ihm habe ich viel gelernt sowohl schulisch als auch für das Leben.“ 

„Ich danke dir für all die Dinge, die du mir beigebracht hast. Die mir kein anderer beibringen konnte.“ 

„Wem soll ich denn jetzt vorlesen?“ 

„Für uns warst du nicht eine Person, die man besonders behandeln muss, sondern einer von uns.“ 

„Wer von wem gelernt hat ist wirklich die Frage – wahrscheinlich hatten wir beide viel voneinander.“ 

Anna Lingscheid und David Reinle 

Hier die ganze Geschichte von David lesen:

Lobhudelei von Peter Gabor

"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Der Verein mittendrin e.V. wird 15 Jahre alt. 

mittendrin e.V. ist nicht nur ein Vereinsname, sondern Programm. Wenn in Nordrhein-Westfalen zum Thema Inklusion, speziell über inklusive Bildung kompetente Meinung gefragt ist, ist mittendrin e.V. mittendrin. 

Dies ist das Ergebnis harter, kontinuierlicher und sachlich geführter Überzeugungsarbeit im Laufe der vergangenen Jahre. 

Mittendrin e.V. wünsche ich vom ganzen Herzen weiterhin die Kraft und Energie seine Ziele zukunftsorientiert in eine inklusive Gesellschaft fortzusetzen und somit zu etablieren. 

Für die Zukunft alles Gute und auf eine weitere Zusammenarbeit."

Peter Gabor 
Vorsitzender Landesbehindertenrat NRW e.V. 

Meilenstein #11

Über Bildung und Teilhabe für Kinder und Jugendliche ist in der Pandemie viel diskutiert und gestritten worden. Die oft noch viel dramatischeren Folgen all der Einschnitte in Entwicklung und sozialem Leben von Kindern mit Behinderung wurde dabei meist vergessen. mittendrin e.V. hat das gemeinsam mit anderen Elternverbänden immer wieder gegenüber Kommunen und dem Ministerium thematisiert und auf mehr Unterstützung gedrungen. Hier geht es nicht nur um das Recht auf Inklusion. Es geht seit Beginn der Corona-Zeit tatsächlich um das Recht auf Bildung. 

Lobhudelei von Dr. Susann Kroworsch

"Fachkundig, sachlich und beharrlich setzt sich der mittendrin e.V. – sowohl auf individueller als auch struktureller Ebene – für schulische Inklusion ein. Sein Engagement macht ihn zu einem unverzichtbaren Akteur in NRW (und darüber hinaus).  

Die Monitoring-Stelle UN-BRK gratuliert herzlich zum 15-jährigen Jubiläum!"

Dr. Susann Kroworsch
Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention am Deutschen Institut für Menschenrechte

Meilenstein #10

Die Geschichte von sechs jungen Menschen und ihrem Rückblick auf die gemeinsame inklusive Schulzeit berührt und überzeugt. Als Mitorganisator:innen der Kampagne bringen wir zusammen mit Raúl Krauthausen, Suse Bauer, dem Filmcampaigner Ben Kempas und dem Filmregisseur Hubertus Siegert am 15. Mai 2019 rund 20.000 Menschen bundesweit in mehr als 300 Kinos, um anhand des Films “Die Kinder der Utopie” über inklusive Bildung zu sprechen und den Blick auf Sinn und Bedeutung von Inklusion zu weiten. 

Lobhudelei von Robert Voigtsberger

"Man sagt "eine Gesellschaft definiert sich über ihre Werte". Hierzulande sprechen wir dabei gerne von Toleranz und Miteinander. In diesem Zusammenhang fällt dann häufig der Begriff Inklusion. Sie, der mittendrin e.V., setzen sich in idealer Weise - und wie ich sagen darf mit großem Erfolg - beispielhaft für die nachhaltige Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in unserer Gesellschaft ein.

Ich gratuliere Ihnen daher herzlich und mit großem Respekt vor Ihrer Leistung zum 15-jährigen Bestehen von mittendrin e.V. Ich wünsche Ihnen und allen Mitgliedern des Vereins mittendrin e.V. alles Gute und freue mich auf eine Weiterhin sehr konstruktive Zusammenarbeit."

Robert Voigtsberger
Beigeordneter der Stadt Köln für Bildung, Jugend und Sport

Inklusion & Ich von Annu und Ute Berger

"Eines Tages kam meine Tochter sehr traurig aus der Schule. „Ein Kind hat gesagt, ich bin behindert“, erzählte sie. „Na und?“ erwiderte ich. „Es ist doch gar nicht schlimm, behindert zu sein. Ich finde dich toll.“ Annu schrie mich sehr wütend an: „Ich bin nicht behindert. Ich bin ein ganz normaler Mensch!“ Neun Jahre war sie damals alt. 

In dem Moment habe ich erst verstanden, wie verletzend es für ein Kind ist, als „anders“ abgestempelt zu werden und dass auf unseren Schulhöfen der Begriff „behindert“ viel zu oft als Schimpfwort verwendet wird. Seit diesem Tag bin ich restlos überzeugt, dass Inklusion der einzig richtige Weg ist. Nur so lernen Kinder, dass es normal ist, verschieden zu sein. 

Wir müssen aufhören, Kinder zu bewerten, zu sortieren und auszugrenzen. Ich bin sicher, es würde allen Menschen gut tun, mit der Überzeugung aufzuwachsen, dass es normal und gut ist, verschieden zu sein. Wir könnten alle gemeinsam und bunt gemischt lernen, arbeiten und unsere Freizeit verbringen. Wer Unterstützung braucht, bekommt sie einfach. Damit alle Menschen überall mitmachen, ihre Stärken entwickeln und sich in die Gemeinschaft einbringen können. Das ist Inklusion. Und das ist für alle Menschen gut."

Annu und Ute Berger

Lobhudelei von Theresia Degener

"Menschenrechte brauchen eine starke Zivilgesellschaft um in der Realität umgesetzt zu werden. Das gilt insbesondere für die UN Behindertenrechtskonvention, die eine große Herausforderung für das segregierende deutsche Schulsystem ist. Ohne zivilgesellschaftliche Akteure wie "mittendrin e.V." wäre die UN BRK und ihr Inklusionsanspruch bereits kurz nach ihrem Inkrafttreten 2009 in Deutschland in Vergessenheit geraten. Seit 15 Jahren kämpft "mittendrin e.V. für das Menschenrecht auf inklusive Bildung und nutzt seit 2009 die UN BRK als Schwert. Sie sorgen dafür, dass die systematische Verletzung der UN BRK in Deutschland sichtbar gemacht wird und die allseits bekundeten "Ermüdungs"erscheinungen in Sachen Inklusion nicht akzeptiert werden. Sie sorgen dafür, dass verzweifelte Eltern, die als "Inklusionsfundamentalist*innen" stigmatisiert und denen elterlichen Sorgerechte entzogen werden, einen Ort der Beratung und Ermutigung finden. Sie unterstützen behinderte Schüler*innen, die sich nicht in Förder- oder Sonderschulen abschieben lassen wollen und Lehrer*innen, die sich weigern, an einer sonderpädagogischen Apartheidsbildung mitzuwirken. Sie tragen mit vielfältigen Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung zum menschenrechtlichen Modell von Behinderung bei! Das alles und viel mehr braucht es, damit wir in Deutschland bei der inklusiven Gestaltung des Bildungssystems vorankommen. Ich beglückwünsche Sie zu Ihrem 15jährigem Jubiläum und wünsche Ihnen einen langen Atem und viele weitere Jubiläen.

Herzlichst Ihre Theresia Degener" 

Theresia Degener
Professorin für Recht und Disability Studies, Leiterin Bochumer Zentrum für Disability Studies (BODYS)

Meilenstein #9

Schon Minuten nach Beginn des Vorverkaufs des Literaturfests lit.COLOGNE war „Remix!“ ausverkauft. Junge Menschen mit Lernschwierigkeiten als Autor:innen, auf Augenhöhe mit den Stars des Literaturbetriebs. Als eine der „besten Veranstaltungen“ von der taz geadelt, von mittendrin e.V. und lit.COLOGNE entwickelt und vom Festival auch gleich fürs nächste Jahr gebucht.  

Lobhudelei von Hubert Hüppe

"15 Jahre Kampf für das Menschenrecht auf Teilhabe, 15 Jahre immer wieder Rückschläge, 15 Jahre trotzdem immer wieder aufstehen, 15 Jahre immer wieder auch Erfolge feiern. 

Herzlichen Glückwunsch zu Eurem Jubiläum und Eurem Einsatz. Es ist sagenhaft, was Ihr alles auf die Beine gestellt habt! Auch ich habe oft von Euch profitiert. Die Kongresse , Euer Wissen, Eure Beratung und Hilfe hat vielen Menschen geholfen. Viele hätten wahrscheinlich im Kampf für mehr Teilhabe längst aufgegeben, wenn es Euch nicht gäbe. Macht bitte weiter. 

" Wer Inklusion will, sucht Wege, wer sie nicht will Begründungen" . Ihr seid das Navi um die Wege zu finden. In großer Dankbarkeit und mit großem Respekt.

Euer/Ihr 
Hubert Hüppe MdB"

Hubert Hüppe
ehemaliger Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen 

Spenden für Inklusion

Liebe Freund:innen des mittendrin e.V.,

In diesem Monat feiert unser Verein sein 15-jähriges Jubiläum.

Schon 15 Jahre? Ja, das hat uns auch überrascht. Im November 2006 hat sich eine Handvoll Eltern zusammengefunden, um die Gesellschaft für ihre Kinder mit Behinderung zu verändern. Wir wollten nicht einsehen, dass unsere Kinder nie dazu, sondern angeblich immer anderswo hingehören sollten. Ohne Geld, ohne Räume und zunächst auch ohne jede Förderung haben wir den Verein gegründet und sind in die Öffentlichkeit gegangen – mit unserem ersten großen Kongress „Eine Schule für Alle!“  

Und: Kinder, was haben wir geschafft! Das Recht unserer Kinder auf inklusive Bildung ist heute gesetzlich verankert. Das haben wir gemeinsam mit den anderen Vereinen der Elternbewegung Gemeinsam leben, gemeinsam lernen erreicht. Als wir in den frühen 2000er Jahren unsere behinderten Kinder in den Grundschulen im Viertel anmelden wollten, wurde dieses Ansinnen noch offen als „Zumutung“ bezeichnet. Dass diese Zeiten hinter uns liegen, hat viel mit unserer Arbeit zu tun. Heute ist für viele Kinder mit Behinderung eine inklusive Bildung an der allgemeinen Schule möglich.

Aber am Ziel sind wir noch lange nicht! Es gibt Widerstände, im Einzelfall wie im Ganzen. Noch ist inklusive Bildung keine Selbstverständlichkeit. Nicht einmal der Weg dorthin ist entschlossen betreten oder gar durchdacht geplant. Der beherzte zivilgesellschaftliche Einsatz für eine Veränderung zum Besseren ist weiter dringend nötig.

Deshalb machen wir weiter. Wir müssen noch mehr Menschen überzeugen. Wir müssen noch erfolgreicher werden und die zahlreichen Widerstände gegen die Inklusion von Kindern mit Behinderung an den Schulen ebenso wie in Politik und Verwaltung abbauen helfen.

Eine besondere Herausforderung ist dabei, dass diese wichtige politische Arbeit von niemandem gefördert wird. Nicht von der öffentlichen Hand und auch nicht von Stiftungen.

Dafür brauchen wir Eure und Ihre Unterstützung.

Wir wissen, dass die Freund:innen des mittendrin e.V. unter unterschiedlichen Voraussetzungen leben. Einige können wir guten Gewissens um ihre Spende bitten, andere haben selbst kaum genug fürs Leben und engagieren sich doch selbst unter hohem Einsatz für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Deshalb ist uns 1 Euro Spende genauso wertvoll wie 1.000 Euro, und eine Empfehlung an potenzielle Spender:innen genauso wertvoll wie die eigene Spende.

Wir haben mit nichts begonnen und Berge versetzt – was schaffen wir dann erst mit Eurer und Ihrer Unterstützung?

Jetzt spenden!

Herzliche Grüße

Ihr mittendrin e.V.

Meilenstein #8

11 Jahre hat Nenad M. auf Sonderschulen für Kinder mit geistiger Behinderung verbracht. Ein Schulwechsel wurde ihm verwehrt, obwohl die Lehrer:innen sahen, dass er unterfordert war. Ein Beispiel für die immense Beharrungskraft von Sondersystemen. Wir haben Nenad bei seiner Klage gegen das Land NRW unterstützt. Das Gericht Verwaltungsgericht Köln urteilte auf Schadenersatz für vorenthaltene Bildung. 

Lobhudelei von Ottmar Miles-Paul

"15 Jahre konsequentes Engagement für schulische Inklusion damit behinderte und nichtbehinderte Kinder wirklich mittendrin und inklusiv aufwachsen und lernen können - das ist eine tolle Leistung. Der Verein mittendrin ist dabei nicht mehr aus der Inklusionsszene wegzudenken, so dass ich euch ganz herzlich zum 15. Geburtstag gratuliere. Ich wünsche euch vor allem viel Schwung für das weitere Wirken für echte Inklusion, das heute nötiger denn je ist. Möge die Losung „Mittendrin von Anfang an“ Programm sein und immer mehr in die Lebenswirklichkeit behinderter und nichtbehinderter Menschen Einzug halten."

Ottmar Miles-Paul
Sprecher der LIGA Selbstvertretung 

 

Meilenstein #7

Bislang wollte keine öffentliche Stelle für eine unabhängige Beratung zahlen, die Menschen bei der Wahrnehmung ihres Rechts auf Inklusion informiert und unterstützt. Mit dem Bundesteilhabegesetz kommt endlich ein vorläufiger Finanztopf der Bundesregierung für Beratungsstellen in Hand der Selbsthilfe. Unser Antrag auf Bewilligung einer EUTB-Beratungsstelle hat überzeugt. 

Lobhudelei von Sigrid Beer

"Liebe Aktive von mittendrin e.V., 
liebe Eva-Maria, 

seit der Gründung 2006 mehrfach preisgekrönt, zuletzt im September 2021 verdient mit dem Rheinlandtaler des Landschaftsverbands Rheinland, ist mittendrin e.V. vor allem eines: Der unermüdliche Motor von Inklusion in einem Bildungssystem, für das eine Pädagogik der Vielfalt auch im Jahr 2021 keine Selbstverständlichkeit und pädagogisches Grundprinzip ist. 

Regelmäßig beeindruckend ist die Fachlichkeit, die sich die Akteur*innen erarbeitet haben sowie die politische Durchsetzungsfähigkeit. 

Das erfordert ein enormes Maß an Frustrationstoleranz und die notwendige Beharrlichkeit. Trotz oder gerade wegen der Widerstände überzeugt der Verein durch Kreativität und Innovationskraft und ist verlässlicher Begleiter, Berater und Anwalt der Rechte von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen und ihren Eltern.  

Das Recht auf Inklusion ist nicht verhandelbar und die Aktiven von mittendrin e. V. sind engagierte Sachwalter dieses Rechts für Menschen mit Behinderungen und unermüdliche Streiter um die Rahmenbedingungen für das Gelingen.  

Danke. Die Politik braucht Euch!"

Sigrid Beer
Sprecherin für Bildung der Grünen-Landtagsfraktion NRW 

Inklusion & Ich von Natalie Dedreux

"Inklusion ist deswegen für mein Leben wichtig, weil es heißt, dass alle Menschen mit machen dürfen. Es ist wichtig, dass wir Menschen mit Behinderung nicht vergessen werden und dass wir auch gesehen und auch gehört werden. Wir haben was zu sagen. Und deswegen finde ich wichtig, dass auch alle Menschen mit machen dürfen und auch alle die gleichen Rechte haben. Und Inklusion bedeutet auch, dass man sich auch viel informieren kann und auch in Leichter Sprache informieren kann. Es soll überall weiter Inklusion gemacht werden, in den Schulen in der Arbeit und beim Wohnen, geht auch in ganz Deutschland. Wäre ich nicht auf eine inklusive Schule gegangen dann hätte ich nicht mit verschiedenen Menschen zusammen gelernt. Bei Bildung ist wichtig, dass man auch mit anderen Menschen zusammen und voneinander lernt."

Natalie Dedreux
Aktivistin für Inklusion 

Meilenstein #6

Dass gegen die inklusive Bildung Widerstände entstehen, sobald die Einbeziehung von Kindern mit Behinderung für die Schulen nicht mehr freiwillig ist, war absehbar. Weil die Regierung zu wenig Überzeugungsarbeit leistet, legen wir eine multimediale Kampagne auf: mit überzeugenden Geschichten aus der Inklusion, mit Diskussionsbeiträgen von erfahrenen Schüler:innen, Eltern und Lehrer:innen und mit prominenten Testimonials. 

Lobhudelei von Vernor Muñoz Villalobos

"Bildung ist ein Menschenrecht, das nur gemeinsam erreicht werden kann.  „Nun erzieht niemand andere und niemand bildet sich selbst. Die Menschen bilden sich gemeinschaftlich, in Beziehung“. Dieser Satz von Paulo Freire beschreibt vielleicht am besten das Wesen des Rechts auf Bildung als eine soziale Handlung, die darauf zielt, die Fesseln der Unwissenheit, der Unterwerfung und der Einsamkeit zu brechen. 

Deshalb ist die Inklusion der einzige Weg, durch den Bildung erreicht werden kann. Zugleich ist die Inklusion das, was dem Lernen einen Sinn gibt.  

In seinem jetzt 15jährigen Bestehen ist der mittendrin e.V. ein Vorbild für Beharrlichkeit im Kampf für Inklusion und gleichzeitig Zeuge davon, was wir gewinnen können, wenn wir uns daran machen, eine gerechtere, freiere und menschlichere Welt zu errichten. 

Es ist mir eine Ehre und eine große Freude, das Jubiläum mit dem mittendrin e.V. feiern zu dürfen."


"La educación es un derecho humano que solamente puede alcanzarse con el esfuerzo colectivo.  “Nadie educa a nadie, nadie se educa a sí mismo: las personas se educan entre sí”.  Esta frase de Paulo Freire es quizás la que mejor describe la naturaleza del derecho a la educación, como una acción social destinada a romper las ataduras de la ignorancia, la sumisión y la soledad. 

Por esa razón, la inclusión es el único camino por el que debe transitar la educación y la inclusión es, a la vez, la razón que da sentido a los aprendizajes. 

Al cumplir 15 años de vida, mittendrin es un ejemplo de perseverancia en la lucha por la inclusión y es también testimonio de todo lo que puede lograrse en la construcción de un mundo más justo, más libre y más humano. 

Es un honor y un motivo de enorme alegría celebrar con mittendrin su aniversario."

Vernor Muñoz Villalobos
ehemaliger UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung  

Meilenstein #5

Als erstes Bundesland passt NRW im Oktober 2013 auch auf öffentlichen Druck der Elternbewegung sein Schulgesetz in Richtung UN-BRK an. Vorangegangen waren etliche Verzögerungen, politischer Streit und Proteste der Kommunalverbände. Das neue Schulgesetz erklärt das Gemeinsame Lernen zum Regelfall. Eingelöst ist dies bis heute nicht. 

Lobhudelei von Andreas Niessen

"Auch 13 Jahre nach Inkrafttreten der UN Behindertenrechtskonvention stehen wir in Deutschlands Schulen beim Gemeinsamen Lernen von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen noch immer vor großen Herausforderungen. Inklusion ist vielfach noch keine Selbstverständlichkeit, obwohl unsere Gesellschaft immer vielfältiger wird und die Unterschiedlichkeit der Menschen so große Chancen bietet. Wie gut, dass es Menschen gibt, die sich im Verein mittendrin e.V. für das Gemeinsame Lernen einsetzen - mit Herzblut, mit Sachverstand und mit vielen kreativen Ideen! Ganz herzlich gratuliere ich zu 15 Jahren unermüdlichem Einsatz für den Abbau von Barrieren auf allen Ebenen. Zugleich bedanke ich mich von Herzen für die Unterstützung von Familien und von Schulen bei der Umsetzung und Gestaltung des Gemeinsamen Lernens in unseren Schulen. "

Andreas Niessen
Schulleiter der inklusiven Heliosschule in Köln  

Meilenstein #4

Sieben Jahre lang haben wir alle Projekte und Initiativen von unseren Küchentischen aus organisiert und ratsuchende Eltern zu Hause besucht. Graswurzelbewegung eben. Im Frühjahr 2012 konnten wir uns endlich ein kleines Ladenlokal mieten: mit fünf bis sechs Aktiven rappelvolle 70 Quadratmeter und bis heute unser Headquarter.

Inklusion & Ich von Luzie von Kirschbaum

"Als ich 2004 in die erste Klasse gekommen bin, war Inklusion in Gesellschaft und Politik noch nicht so das Thema. Auf meinem Gymnasium war ich zusammen mit einer Mitschülerin das erste Kind mit Behinderung. Oft habe ich mich als Versuchskaninchen gefühlt, da ist auch viel schiefgelaufen. Ich habe manchmal schon gedacht: Warum muss ich das jetzt ausbaden? Trotzdem kann ich durch meine inklusive Schulzeit meinen Platz in der Gesellschaft heute viel selbstverständlicher einnehmen. Es ist schön zu sehen, dass seitdem viel passiert ist und wir heute weiter sind, das ist ein echter Fortschritt!"

Luzie von Kirschbaum
Studentin

Lobhudelei von Hans Wocken

"15 Jahre „mittendrin e.V.“
Eine kleine Laudatio 

Zum 15-jährigen Jubiläum von mittendrin e.V. möchte ich nicht versäumen, der Inklusionsinitiative meine hohe Wertschätzung zukommen zu lassen und die allerbesten Glückwünsche zu überbringen. 

Was ist das Besondere an mittendrin e.v.? Ich möchte einige Merkmale nennen, die der Initiative gewissermaßen als Alleinstellungsmerkmal zukommen. 

1. FOKUS: NRW

Mittendrin ist eine nordrhein-westfälische Inklusionsinitiative. Das Bundesland NRW steht sehr deutlich im Zentrum ihrer Arbeit. Das prioritäre Ziel des inklusionspolitischen Engagements ist der Aufbau eines inklusiven Bildungssystems in NRW. Diese patriotische Beheimatung in NRW strahlt aber über das eigene Bundesland hinaus und hat durchaus bundesweite Wirkungen entfaltet. 

2. POSITION: Fundis

Die Mitglieder von mittendrin e.V. sind Fundamentalisten. Ich mag das Wort „radikal“ nicht und spreche deshalb von „Fundis“. Die „Bibel“ der Fundis ist die UN-Behindertenrechtskonvention. Mittendrin e.V. will nicht nur ein bisschen AUCH-Inklusion, womöglich gar nur für die eigenen Kinder, sondern sie will „eine Schule für alle“ – ohne Wenn und Aber. 

3. EXZELLENZ: Power

Die Geschichte der Integrationsbewegung bzw. Inklusionsbewegung kennt viele Pioniere. In Auswahl: 

  • Eltern und Lehrer der Flämingschule; 

  • Schulrat Harry Brabeck; 

  • die unvergessliche Journalistin Christa Roebke; 

  • die saarländischen Integrationsforscher um Prof. Dr. Alfred Sander; 

  • der hochgeschätzte „Vater“ der Inklusionspädagogik Prof. Dr. Jakob Muth („Papa“ Muth) 

  • die in Lauf gegen den betonartigen schulpolitischen Separatismus der bayrischen Schulpolitik kämpfende Mutter Ulrike Ruppert, 

  • und manche andere mehr. 

In diese große Riege der Pioniere und Kämpfer für Inklusion gehört auch mittendrin e.V. Dass mittendrin e.V. in der Geschichte der Inklusion ein besonderer Ehrenplatz zukommt, mache ich an drei Arbeits- und Aktivitätsschwerpunkten fest:

1. Kongresse
Mittendrin e.V. hat drei bundesweite Integrations-/Inklusionskongresse veranstaltet.

  • 2007 Eine Schule für Alle. Integration macht schlau (2.000 Teilnehmer)
  • 2010 Eine Schule für Alle. Vielfalt leben! (über 600 Teilnehmer)
  • 2017 Eine Schule für Alle. Inklusion schaffen wir (über 600 Teilnehmer)

2. Publikationen
Die Initiative war publizistisch außerordentlich rege. In Auswahl nenne ich: 

  • Kongressreader 2007 – Eine Schule für alle. Warum macht Inklusion schlau? 
  • Handbuch xxxx – Eine Schule für alle. Inklusion in der Schule umsetzen. 
  • Kongressreader 2010 – Eine Schule für alle. Vielfalt leben! 
  • Handbuch 2013 – Alle MITTENDRIN. Inklusion in der Grundschule. 
  • Projektbericht 2015 - Coaches für inklusive Bildung.  
  • Menschen mit Behinderung unterstützen inklusive Schulen. 
  • Projektbericht 2021 – Chillen inklusive.  
  • Die inklusive Entwicklung von Orten der Offenen Jugendarbeit. 
  • Kinospots 2010 – Schulchor – Superhelden – Vertretungslehrer.

3. Newsletter
Das ist das neueste Produkt. Der Newsletter schafft es jedes Mal, auch recht gut informierten Menschen wirklich interessante Neuigkeiten zu unterbreiten, die mir vorher nicht bekannt waren! Das Schmankerl des Newsletters ist die Sprache: kritisch, kundig, humorvoll, und manchmal satirisch bis bissig. Eine Fundgrube und ein wahrer Hochgenuss.

Alles in allem ein beeindruckendes Lebenswerk! Die Inklusionsinitiative war 15 Jahre auf der inklusionspolitischen Bühne allzeit präsent und hat 15 Jahre für die Entwicklung einer inklusiven Schule für Alle die Ärmel hochgekrempelt. 

Zum 15-jährigen Jubiläum überbringe ich zweierlei Glückwünsche:

  1. Die Inklusionsinitiative mittendrin e.V. möge sich von ganzem Herzen richtig freuen. Sie darf stolz auf das geleistete Engagement sein und sich kräftig auf die Schultern klopfen. Mittendrin hat richtig was geschafft.
  2. Mittendrin möge noch eine lange Zukunft haben. Leider ist bundesweit so manche Inklusionsinitiative vom Bildschirm verschwunden, weil die Kinder der „Inklusionsomas“ und „Inklusionsopas“ die Schule bereits verlassen haben und junge Eltern nur in geringer Zahl nachgewachsen sind.

Allerhöchste Wertschätzung, langer Beifall, vielen Dank, eine gute Zukunft und herzliche Grüße "

Prof. em. Hans Wocken

Meilenstein #3

Noch war kein Schulgesetz geändert. Aber der Rat der Stadt Köln verabschiedete als erste deutsche Kommune einen Inklusionsplan für die Kölner Schulen und ging beim Gemeinsamen Lernen in großen Schritten nach vorn. Anregung dafür war ein Bürgerantrag des mittendrin e.v.. Schon ein Jahr später hatte sich bereits ein Viertel der Grundschulen in der Domstadt für Schüler:innen mit  Behinderung geöffnet. 

Inklusion & Ich von Katharina Weides

"Die Inklusion gibt Sonea die Möglichkeit all die Dinge zu tun, die andere Kinder in ihrem Alter auch tun. Sie kann im Rahmen ihrer Möglichkeiten lernen wie alle anderen und später hoffentlich ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen. 
Inklusion ist leider manchmal etwas holperig und oft sehr frustrierend. Aber es lohnt sich und wenn es brennt, ist mittendrin.ev immer eine gute Anlaufstelle für Beratung und Hilfestellungen. "

Katharina Weides
auf Instagram unterwegs als @soneasonnenschein

Meilenstein #2

Aus ganz Deutschland sind Eltern und Pädaogog:innen zum ersten Kongress des mittendrin e.V. angereist, um nach Jahren des Stillstands endlich wieder ein großes Zeichen für das Gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung zu setzen. Den Begriff Inklusion kannten wir noch nicht. Aber was war das für ein Fest! 

Lobhudelei von Jochen Ott

"Immer engagiert für Kinder, Jugendliche und Familien im Einsatz – das ist mittendrin e.V. Das Team in Köln berät, unterstützt und hilft Menschen mit Behinderung durch lebensnahe Angebote bei Problemen in der schulischen Inklusion. Die dadurch gewonnene Expertise bringt mittendrin e.V. auch bei Anhörungen im Landtag und bei Gremien aktiv ein. Mittendrin e.V. ist der Stachel im Fleisch und geht den Verantwortlichen immer wieder auf die Nerven. Warum? Weil es zwingend nötig ist. Weil die eigenen Erfahrungen von mangelnden Chancen und konkreten Ausschlusserfahrungen sie dazu bringen mit hoher Kompetenz Missstände anzuprangern.  

Trotz vieler Widerstände zeigt sich immer wieder: Inklusion geht uns alle an und der Einsatz lohnt sich. Daher herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und auf viele weitere Jahre der guten Zusammenarbeit! 

Wir wollen unsere Gesellschaft gemeinsam verändern. "

Jochen Ott
schulpolitischer Sprecher und stv. Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion NRW 

 

Meilenstein #1

Der mittendrin e.V. war gerade drei Wochen alt, als im fernen New York die UNO-Vollversammlung die Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung verabschiedete. Ein riesengroßer Meilenstein! Endlich ein schlagendes Argument gegen alle, die den Wunsch der Eltern nach inklusiver Bildung und nach Teilhabe für ihr Kind immer wieder als Spinnerei belächelt haben. 

Ein Monat des Rückblicks auf #15Jahremittendrin liegt hinter uns. Wenn uns dieses Resümee eins vor Augen geführt hat, dann das: Der Einsatz für die inklusive Gesellschaft lohnt sich. Er macht einen Unterschied. Er bewegt Dinge. Er verbessert die Lebenschancen von Menschen mit Behinderungen nachhaltig. Deshalb machen wir weiter.

Und weil Viele mehr erreichen als einige Wenige, brauchen wir eure Unterstützung: Werdet Botschafter*innen für Inklusion und teilt unsere Beiträge. Erzählt uns eure Geschichten rund um Inklusion. Vielleicht wollt ihr als neues Fördermitglied sogar Teil des mittendrin e.V. werden. Oder unsere Arbeit mit einer Spende unterstützen.

Es gibt viele Möglichkeiten, Teil unserer Bewegung für Vielfalt zu werden!

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