Annette Frier und Michael Kessler lasen wie bereits in den vergangenen beiden Remix-Editionen die Texte und führten durch die Veranstaltung. Man hatte den Eindruck, dass an diesem Abend eine eingeschworene Fangemeinde zusammenkam. Trotz der Größe der Location hatte der Abend eine fast intime Qualität. Das war nicht zuletzt den feinfühligen Interviews zu verdanken, die Annette Frier mit den jungen Autor*innen führte.
Das Reflektionsniveau, der Sprachwitz, die Beschäftigung mit der Welt und ihren aktuellen Krisen sprengten das Label „geistige Behinderung“, mit dem die beteiligten Autor*innen meist versehen werden, an diesem Abend in einem großen Feuerwerk in die Luft. Einer der vielen Höhepunkte des Abends waren Remixes von „Chabos wissen wer der Babo ist“ des Rappers Haftbefehl: Selma Winterling nahm hier nicht nur die Frauenfeindlichkeit des Musikers, sondern auch die Bemühungen des bildungsbürgerlichen Feuilletons nach Einordnung seiner Texte aufs Korn.
Natalie Dedreuxs Textbeitrag war ein flammendes Plädoyer für Inklusion. Ein Thema, das auch im Bühnengespräch von Tina Sander, beim Verein mittendrin e.V. verantwortlich für das Remix-Projekt, und Annette Frier zur Sprache kam: „Der Abend heute ist Champagner, heute feiern wir sie. Oft ist der Blick aber auch sehr ernüchternd auf Chancen – oder eben fehlende Chancen, gerade in Beruf und Teilhabe.“, so Tina Sander.
Der Behindertenrechtsaktivist Raùl Krauthausen spricht im Kontext der Inklusion oft davon, dass erst aus Teilhabe und Teilgabe ein Teilsein von Gesellschaft wird. Mit ihrer Teilgabe haben die Remix-Autor*innen Europas größtem Literaturfestival einen funkelnden Beitrag geschenkt.
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