Jahresbericht 2022

Auch in diesem Jahr berichten wir Euch und Ihnen wieder gerne, was uns umgetrieben hat und was wir erreicht haben:

Beim Engagement für inklusive Bildung hat in diesem Jahr die NRW-Landtagswahl unsere Arbeit geprägt. Vor der Wahl haben wir viele Gespräche geführt, um zu erreichen, dass die Parteien den notwendigen Aufbau der inklusiven Bildung in ihren Programmen für die nächsten fünf Jahre nicht vergessen. Nach der Wahl standen und stehen abermals viele Gespräche an, um mit den neuen Verantwortlichen in Schulministerium und im Landtag in Kontakt zu kommen und mit unserem Thema wahrgenommen zu werden.

Daneben sind wir auch jetzt noch zum Teil bis weit in den Dezember hinein in den politischen Gremien aktiv, vor allem auf Landesebene im Inklusionsbeirat des Landes und seinen Fachbeiräten, die sich alle noch unter neuer Leitung zu konstituierenden Sitzungen zusammenfinden müssen. Wird diese Regierungszeit besser für die Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung? Das können wir noch nicht absehen. Dabei wäre es nach den vergangenen fünf Jahren sehr wichtig, dass die Regierung das Recht auf inklusive Bildung und den Aufbau eines inklusiven Schulsystems wieder ernst nimmt und ihm neuen Schwung verleiht.

Das Schleifenlassen dieser Aufgabe hat zu einer Reihe von Fehlentwicklungen geführt. Immer mehr Schüler:innen wird ein sonderpädagogischer Förderbedarf zugeschrieben und die Zahl der Schüler:innen der Förderschulen steigt ebenfalls wieder. Anstatt gezielt für ein Vorankommen bei der inklusiven Bildung zu arbeiten, planen Kommunen in Nordrhein-Westfalen den Bau neuer zusätzlicher Förderschulen.

Wir haben uns dagegen gewandt, zum Beispiel im Landschaftsverband Rheinland, wo wir gemeinsam mit Mitstreiter:innen des Landesbehindertenrates gegen den Vorschlag der Verwaltung zur Planung von gleich vier neuen Körperbehindertenschulen protestiert haben. Wir argumentieren auch in Gesprächen mit der Stadt Köln, hier gegen den Bau von gleich zwei neuen Förderschulen für Schüler:innen mit geistiger Behinderung. In Köln haben wir jetzt die Gelegenheit, gemeinsam mit anderen Expert:innen Gegenvorschläge auszuarbeiten.

Sehr gefragt war auch in diesem Jahr unsere Erfahrung mit Inklusion im Jugendfreizeitbereich aus dem Projekt „Chillen inklusive“. Zahlreiche Jugendämter beschäftigen sich im Rahmen der SGB VIII-Reform mit der inklusiven Entwicklung ihrer Jugendarbeit und wir sind oft für Vorträge und Diskussionen eingeladen worden.

Eine erfreuliche Nachricht gibt es für unsere EUTB-Beratungsstelle, die zum Bundesprogramm „Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung“ gehört. Für die Förderphase von 2023 bis 2029 mussten wir uns komplett neu bewerben und haben im August die Bewilligung bekommen. Damit ist unsere Beratung für Menschen mit Behinderung – in jedem Alter und für alle Lebenssituationen – in den nächsten Jahren gesichert. Darüber hinaus wird auch die Elternberatungsstelle Inklusion in diesem und im kommenden Jahr von der Stadt Köln mit einem Zuschuss gefördert.

Neuland betreten wir unserem Projekt „Ausbildung mittendrin“, das im Frühjahr mit Förderung des Landes NRW und der Europäischen Union starten konnte. Hier begleiten wir junge Leute mit sogenannter geistiger Behinderung in und durch reguläre Duale Ausbildungen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Die ersten fünf Azubis sind bereits in Ausbildungen gestartet.

Im Projekt „Kultur inklusiv“ blicken wir auf das erste Jahr zurück, in dem wir für die Kölner Kulturszene ein regelmäßiges Beratungsangebot zur inklusiven Öffnung bereitstellen konnten – gefördert durch das Kulturamt der Stadt Köln und die Kämpgen-Stiftung. Unser Fazit: Dran bleiben! Wichtige Impulse konnten bei Politik und Verwaltung gesetzt werden, das Thema künftig konsequent in der Ausrichtung der Kulturförderung einzubeziehen.

So arbeiten wir weiter in vielen Bereichen daran, Inklusion nach vorn zu bringen. Dabei freuen wir uns, dass es gelungen ist, für einige Bereiche unserer Arbeit Förderung zu gewinnen. Aber diese Förderung ist jedes Mal hart erarbeitet, durch die Konzeptionierung und oft sehr langwierige Beantragung von Mitteln, die immer ehrenamtlich geleistet werden muss. Darüber hinaus gibt es grundsätzlich weiterhin keine Förderung für den gesamten Bereich der politischen Arbeit und der Öffentlichkeitsarbeit. Deshalb danken wir noch einmal ganz herzlich für Ihre und Eure Unterstützung. Wir würden uns sehr freuen, wenn es Ihnen und Euch auch weiter möglich ist, unsere Arbeit finanziell zu unterstützen!

Wir wünschen Ihnen und Euch eine gute Weihnachtszeit – trotz aller Krisen.

Mit herzlichen Grüßen

Eva-Maria Thoms,

für den Vorstand des mittendrin e.V.

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