Der Verband wird von Schulministerin Sylvia Löhrmann beim Verbändegespräch des MSW am Dienstag, dem 13.12.2016 verlangen, dass eine solche „Soko Sonderschule“ bei sämtlichen Schülerinnen und Schülern der Sonderschulen überprüft, ob sie tatsächlich eine Behinderung haben.
Dass in Nordrhein-Westfalen Kinder und Jugendliche mit falschen Diagnosen in Sonderschulen feststecken, hat im Oktober der WDR anhand eines dramatischen Falles aufgedeckt. Der Schüler Nenad M. wurde vor allem wegen fehlender Sprachkenntnisse bei seiner Einschulung fälschlicherweise als geistig behindert eingestuft. Obwohl solche „Förderbedarfe“ laut Rechtslage jedes Jahr überprüft werden müssen, blieb er letztlich insgesamt 11 Jahre in Schulen für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung gefangen. Erst mit Hilfe eines Elternvereins konnte er schließlich kurz vor dem Ende seiner Schulpflicht auf ein Berufskolleg wechseln, wo er inzwischen den Realschulabschluss anstrebt. Nenad M. hat inzwischen das Land NRW auf Schadenersatz verklagt.
Nach der Ausstrahlung des WDR-Films haben sich bei den Elternvereinen zahlreiche weitere Betroffene gemeldet, denen aufgrund falscher Diagnosen der Wechsel an eine allgemeine Schule jahrelang verweigert wurde.
Der Eltern- und Inklusionsfachverband Gemeinsam leben – Gemeinsam lernen NRW geht inzwischen davon aus, dass die Sonderschulen ihre gesetzlichen Pflichten nicht erfüllen. Einmal gestellte Diagnosen werden offenbar in vielen Fällen nicht mehr überprüft. Schüler werden selbst dann in der Sonderschule behalten, wenn der festgestellte Förderbedarf ganz offensichtlich falsch ist. „Es steht zu befürchten, dass einer großen Zahl von jungen Menschen eine angemessene Schulbildung verweigert wird“, sagt der Verbandsvorsitzende Bernd Kochanek.
Wenn die Sonderschulen an diesem Punkt versagen, habe die Landesregierung die Pflicht, sämtliche Verfahren zu überprüfen. Der Verband verlangt an dieser Sonderkommission beteiligt zu werden.