Sonderschulen überprüfen!

Der Elternverein mittendrin e.V. fordert Schulministerin Yvonne Gebauer abermals auf, eine unabhängige Überprüfung der Förderschulen zu veranlassen. Damit will der Elternverein sicher gestellt wissen, dass keine weiteren Kinder und Jugendlichen dort fälschlich im Bildungsgang "Geistige Entwicklung" beschult und ihrer Bildungschancen beraubt werden.

Anlass der erneuten Forderung ist die gestrige Ausstrahlung des TV-Films "Ein Schüler verklagt den Staat. Nenad und das Recht auf Bildung" in der WDR-Sendereihe Die Story. Der junge Mann ist normal begabt. Er hatte jedoch aufgrund falscher Diagnosen, die nie wieder in Frage gestellt wurden, fast die gesamte Schulzeit auf Schulen für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung verbringen müssen.

Der Film zeigt unter anderen Bilder und Gespräche mit Schülern und Lehrern in einer Förderschule "Geistige Entwicklung". Die seltenen Bilder aus dieser Schulform zeigen deutlich, dass Teile der Schülerschaft so gar nicht der Außenwahrnehmung, der Selbstdarstellung und unter Umständen auch der Rechtslage der Förderschule "Geistige Entwicklung" entsprechen. In diesen Förderschulen dürfen nur Schüler unterrichtet werden, die so stark beeinträchtigt sind, dass sie absehbar auch nach Ende der Schullaufbahn nicht zu einer selbständigen Lebensführung in der Lage sein werden (§ 5 der Ausbildungsordnung Sonderpädagogische Förderung AO-SF).

"Die Szenen aus der TV-Dokumentation bestärken unsere Befürchtung, dass diese Vorschrift in der Praxis in vielen Fällen erheblich überdehnt wird", sagt die mittendrin-Vorsitzende Eva-Maria Thoms. Gerade die Sonderschule "Geistige Entwicklung" werde offenbar dazu missbraucht, Schüler mit Schwierigkeiten unterschiedlicher Art weiterzugeben, auch wenn eine geistige Behinderung im eigentlichen Sinne nicht vorliegt. Sie landen in einer Schulform, die keinen Schulabschluss erlaubt und werden ihrer individuellen Bildungschancen beraubt.

"Für eine Landesregierung, die gute Bildung für alle Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen erreichen will, führt jetzt kein Weg mehr daran vorbei, genau und ehrlich hinzuschauen, was hier passiert", sagt Eva-Maria Thoms.

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