Trotz Behindertenrechtskonvention: LVR baut neue Sonderschule

Drei Monate ist die UN-Behindertenrechtskonvention für Deutschland nun in Kraft. Doch der Ausbau des Sonderschulsystems geht weiter.

Der Landschaftsverband Rheinland LVR hat beschlossen, eine neue Förderschule Sprache in Bornheim zu bauen. Dorthin sollen Schüler aus dem gesamten Rhein-Sieg-Kreis und darüber hinaus zur Schule gehen. Heute haben 20 Elternvereine aus Nordrhein-Westfalen gegen das Bauvorhaben protestiert. Sie fordern einen Ausbaustopp für Sonderschulen in Nordrhein-Westfalen. Anstatt das Sonderschulwesen weiter auszubauen, muss nun auch in Nordrhein-Westfalen in Den Ausbau und die Verbesserung der Qualität des Gemeinsamen Unterrichts investiert werden.
 

PRESSEMITTEILUNG.

Elterninitiative Gemeinsamer Unterricht Bornheim
mittendrin e.V. Köln
Gemeinsam leben - Gemeinsam lernen e.V. Bonn
Elterninitiative Kölner GU-Schulen
Mittendrin-Hürth e.V.
Schule für alle e.V., Hennef
Elterninitiative Gemeinsamer Unterricht in Monheim am Rhein
Gemeinsam leben - Gemeinsam lernen e.V. Brühl
Gemeinsam leben - Gemeinsam lernen e.V. Düsseldorf
Gemeinsam leben - Gemeinsam lernen e.V. Aachen
Förderverein Gesamtschule Alfter e.V.
VIBRA e.V. Ratingen
Initiativkreis Gemeinsame Schule Wuppertal
Igll e.V. Neuss

Regionalarbeitskreis Münsterland Gemeinsam leben - Gemeinsam lernen
Initiativkreis "Gemeinsam Leben - Gemeinsam Lernen" Südlohn
Gemeinsam leben - Gemeinsam lernen - Initiative Märkischer Kreis und Schwerte e.V.
INVEMA e.V., Kreuztal

Gemeinsam leben - Gemeinsam lernen Altenberge
Bielefelder Initiative Eine Schule für alle



TROTZ BEHINDERTENRECHTSKONVENTION: LVR BAUT NEUE SONDERSCHULE

ELTERNVEREINE FORDERN SOFORTIGEN AUSBAUSTOPP FÜR FÖRDERSCHULEN IN NRW


Köln, 25. Juni 2009

Alles nur Sonntagsreden? Im April bekannte sich der Landschaftsverband Rheinland LVR in seiner Anhörung „Integrative Beschulung fördern" am 24. März 2009 als erster Förderschulträger in NRW zur UN-Behindertenrechtskonvention. Der LVR hat sich damit zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche mit Behinderung künftig integriert in den allgemeinen Schulen zu fördern.

Getan wird das Gegenteil. Anstatt Integration zu fördern, baut der LVR nun seine 42. Sonderschule: die Förderschule Sprache in Bornheim. Rund 5 Millionen Euro will der LVR für den Neubau in Passivhaus-Standard investieren.

Der LVR handelt, als ob es die Behindertenrechtskonvention nicht gebe. Er reagiert reflexhaft auf die Tatsache, dass die allgemeinen Schulen zunehmend schwierige, behinderte, auffällige oder sprachgestörte Kinder abweisen und damit in die Förderschulen abschieben. Die LVR-Förderschule in Köln-Flittard ist längst überlastet. Doch anstatt nach mehr Möglichkeiten zur Integration im Sinne der UN-Konvention zu suchen, baut der LVR eine neue Schule. Mit der pauschalen Begründung, er sei gesetzlich dazu gezwungen.

Wir Elternvereine haben den LVR - Verwaltung und politische Vertretung - schon mehrfach mündlich und schriftlich aufgefordert, den Bau der Förderschule in Bornheim aufzuschieben und erst einmal zu prüfen, ob der LVR die betroffenen Schülerinnen und Schüler nicht auch AM HEIMATORT IN DER REGELSCHULE fördern kann. Die „Gestaltungsmehrheit" (SPD/Grüne/FDP) in der Landschaftsversammlung reagiert darauf nur mit der Absichtserklärung, dass die neue Förderschule mit den allgemeinen Schulen in Bornheim kooperieren soll.

DAS IST UNSINN! Warum sollte man Schüler aus dem gesamten Rhein-Sieg-Kreis täglich nach Bornheim fahren, um sie dann dort in den Unterricht mit Regelschülern zu integrieren?

Wir Elternvereine fordern den LVR auf, den Standort Bornheim als FÖRDERZENTRUM OHNE EIGENEN SCHULBETRIEB zu gründen. Als Stützpunkt, von dem aus die LVR-Sonderpädagogen die SchülerInnen in der allgemeinen Schule am Heimatort unterstützen. Das Förderzentrum in Bornheim sollte deshalb von vorn herein ohne Klassenzimmer gebaut werden.

Mit der aktuellen Planung der neuen Förderschule Sprache in Bornheim treibt der LVR dagegen den allgemeinen weiteren Ausbau des Sonderschulsystems in Nordrhein-Westfalen voran. So hat der LVR schon in den vergangenen Jahren eine zusätzliche Schule für körperlich behinderte Kinder in Oberhausen gebaut und die Körperbehindertenschule in Euskirchen erweitert. Auch die Kreise und Kommunen sowie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe erweitern derzeit Sonderschulen, darunter die Förderschule Sprache in Gescher, die Hanselmann-Schule für „geistig behinderte" Kinder in St. Augustin und der Neubau der Förderschule Wittekindshof mit den Förderschwerpunkten geistige, körperliche und motorische Entwicklung in Bad Oeynhausen, für die gestern der Grundstein gelegt wurde. Diese Baumaßnahmen tragen zum kontinuierlichen Anstieg der Zahl der Sonderschüler in NRW bei.

Trotz allgemeinem Rückgang der Schülerzahlen ist die Zahl der Grundschüler in den NRW- Sonderschulen von 32.812 im Schuljahr 2005/6 auf 36.280 im Schuljahr 2008/2009 angestiegen. Sie stieg damit im Übrigen auch stärker als die Zahl der Grundschüler im Gemeinsamen Unterricht der Grundschulen (6.600 auf 9.189).

Wir Elternvereine fordern die Landesregierung und die Schulverwaltungen in Nordrhein-Westfalen auf, die UN-Behindertenrechtskonvention ernst zu nehmen und den Umbau der Schullandschaft zu einem inklusiven Bildungssystem einzuleiten.

Wir fordern als Sofortmaßnahme einen landesweiten Ausbaustopp für Förderschulen!

Ihre Ansprechpartner:
Eva-Maria Thoms, mittendrin e.V. 0171 540 97 88
Cordula Müller, Elterninitiative Gemeinsamer Unterricht Bornheim
Ingrid Gerber, Gemeinsam leben - Gemeinsam lernen e.V. Bonn

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