Die Sonderschulen in den meisten Förderschwerpunkten sind voller als zuvor und die Inklusionsquote ist künstlich aufgebläht: Durch eine Flut von Verfahren, in denen Schüler*innen der allgemeinen Schule ein sonderpädagogischer Förderbedarf attestiert wurde.
Die Forscher Professor Helen Knauf und Dr. Marcus Knauf haben für ihre Analyse Schulische Inklusion in Deutschland 2009 - 2017 die Zahlen der jüngsten Bertelsmann-Studie zur inklusiven Entwicklung weiter ausgewertet und die Zahlen, wo nötig, demographisch bereinigt. Prozentzahlen mussten daraufhin angepasst werden, weil die Gesamtzahl der Schüler*innen im Land von 2009 bis 2017/18 gesunken ist. Besonders die Ergebnisse der Sonderauswertung für Nordrhein-Westfalen sind erschreckend. Demnach ist zum Beispiel die Schüler*innenzahl der Sonderschulen Geistige Entwicklung seit 2009 um immense 19 Prozent gestiegen. Bezieht man die Schüler*innen dieses Förderschwerpunkts in der Inklusion mit ein, dann hat NRW heute gut 30 Prozent mehr Schüler*innen mit geistiger Behinderung als zuvor. Die Zahl der Schüler*innen mit dem Förderschwerpunkt Emotionale Entwicklung ist bereinigt sogar um 86 Prozent gestiegen.
Selbst in absoluten Zahlen ist die Schüler*innenzahl der Sonderschulen nur um rund 10.000 gesunken. In der "Inklusion" dagegen werden ganz überwiegend nur Kinder und Jugendliche "inkludiert", die dort schon immer unterrichtet wurden. Jetzt allerdings tragen sie den Stempel "sonderpädagogischer Förderbedarf". Mit rund 30.000 zusätzlich etikettierten Schüler*innen mit Förderbedarf hat NRW so viele Schüler*innen neu zur Gruppe derer mit Förderbedarf hinzugefügt wie kein anderes Bundesland.
Fazit der Forscher*innen: Trotz einer willigen Landesregierung hat NRW statistisch gesehen in Sachen Inklusion nur sehr wenig erreicht.
Unser Fazit: Die öffentliche Diskussion um die angeblichen Belastungen der Schulen durch die Inklusion muss im Lichte dieser Zahlen dringend überprüft werden.