Diskutiert wird in öffentlicher Anhörung der interfraktionelle Antrag über ein Monitoring der Folgen sowie die Einsetzung eines Gremiums, das die Grundlagen der Kassenzulassung prüfen soll. Das Thema drängt, die vorliegenden Zahlen zur Inanspruchnahme des NIPT belegen, dass ein Screening auf Trisomien Realität wird.
Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung kam im dritten Quartal 2023 auf gut 2,5 Geburten bereits ein NIPT, mittlerweile dürfte die 50-Prozent-Marke überschritten sein. Anlass für 121 Abgeordnete der Bundestagsfraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und der Gruppe Die Linke nun ein umfassendes Monitoring zu fordern. Ein neu einzusetzendes interdisziplinäres Gremium soll darüber hinaus die rechtlichen, ethischen und gesundheitspolitischen Grundlagen der Kassenzulassung prüfen.
Kritische Stimmen hatten bereits früh gewarnt, dass die Kassenzulassung des NIPT ein Screening auf Trisomien zur Folge haben würde. Der G-BA, der die Kassenzulassung des NIPT verantwortet, hatte dies stets bestritten. Auch die Politik beteuerte 2019 in der einzigen Orientierungsdebatte zum Thema, ein Screening insbesondere auf das Down-Syndrom sei ethisch nicht vertretbar.
„Der NIPT verschiebt unseren Blick auf Behinderung von einer sozialen zu einer individuellen Verantwortung, kostet die Solidargemeinschaft der Versicherten viel Geld – und gibt Eltern nicht die versprochene Sicherheit, kein behindertes Kind zu bekommen. Gibt es ein positives Ergebnis, erzeugt er sogar sehr große Not: Er bietet keine therapeutische Handlungsoption und legt die Notwendigkeit einer Entscheidung für oder gegen einen Abbruch nahe.“, so Tina Sander vom Verein mittendrin e.V., die bei der mündlichen Anhörung als Sachverständige die Perspektive von Eltern behinderter Kinder vertreten darf.
Die Sitzung findet am 9. Oktober von15 bis 16.30 Uhr statt und wird live im Parlamentsfernsehen und im Internet auf www.bundestag.de übertragen.
Informationen zu den 18 eingeladen Sachverständigen sowie die eingereichten Stellungnahmen finden Sie hier:
weitere Informationen zur Anhörung
Stellungnahme von Tina Sander (mittendrin e.V.) zum Antrag „Kassenzulassung des nichtinvasiven Pränataltest – Monitoring der Konsequenzen und Einrichtung eines Gremiums“
Wir sind Mitinitiator*innen von #NoNIPT, dem Bündnis gegen die Kassenfinanzierung des Bluttests auf Trisomien*. Auch unsere Bündnispartner*innen, die Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle Cara und das Netzwerk gegen Selektion durch Pränataldiagnostik haben Stellungnahmen eingereicht, die sehr lesenswert sind.
zur Stellungnahme Dr. Marina Mohr (Cara)
zur Stellungnahme Silke Koppermann (Netzwerk)
Kontakt:
Tina Sander
sandermittendrin-koeln.de
Mobil: 0179 925 69 73